Sechs Jugendliche, die eigentlich gemeinsam ins neue Jahr hineinfeiern wollen, finden sich plötzlich, da Navi und Motor ihres Autos versagen, in einem finsteren Wald wieder. Weit und breit ist nichts zu sehen als eine verfallene alte Villa. Doch als sie dort Hilfe suchen, sehen sie sich in wachsender Verzweiflung in das Jahr 1921 zurückversetzt, in dem das „Spukhaus“ von dem Grafen Terry, seiner Gattin Lady Worschula und anderen dubiosen Gestalten bewohnt wird.
Gerade der Kontrast zwischen den beiden Zeiten und Welten machte den besonderen Reiz des neuen Musiktheaterstücks von Evi und Gerd Semle aus, das am 23.07.2021 im Pausenhof des Gymnasiums Wiesentheid uraufgeführt wurde. So begeisterte die junge Bloggerin Isi, die beim Versuch, ihr Handy aufzuladen, zusammen mit ihrem angeschmorten Smartphone sterben will, ebenso das Publikum wie das unheimliche Grafenpaar im Kreise seiner illustren Gäste.
Dass das Musiktheater in diesem Schuljahr, das in jeder Hinsicht von der Pandemie überschattet war, überhaupt stattfinden konnte, war allerdings keine Selbstverständlichkeit. Zwar hatte die Musiktheatergruppe auch in Distanz- und Wechselunterricht fleißig gearbeitet, doch es blieb lange Zeit ungewiss, ob das Stück auch aufgeführt werden durfte. Doch letztlich erfüllte sich der Traum der zahlreichen Beteiligten. Unterstützt vom P-Seminar „Musiktheater“, das unter anderem für das Sponsoring, das Bühnenbild und die Kostüme zuständig war, und der Gruppe der Licht- und Tontechnik, ohne die die Freilichtaufführung im Pausenhof der Schule nicht möglich gewesen wäre, gaben alle ihr Bestes. Die große Spielfreude der Darsteller übertrug sich schnell auf die zahlreichen Besucher. Dabei war es ein großes Vergnügen, den Schülerinnen und Schülern der 7. bis 11. Klasse zuzuschauen, denen Evi Semle ihre Rollen geradezu auf den Leib geschneidert hatte. Auch wenn es in diesem Jahr Pandemie bedingt etwas weniger Lieder gab als in den Vorjahren, wurden gerade die Musik- und Tanzeinlagen des Stückes, das von der bewährten Musiktheaterband begleitet wurde, mit anhaltendem Applaus der Besucher belohnt.
Dass gerade die Liedtexte nicht nur heitere, sondern auch besinnliche und ernste Töne zeigten, sorgte an diesem schönen Sommerabend für eine ganz besondere Atmosphäre. So fühlten sich die Zuschauer durch die Liedtexte ebenso wie die Schauspieler in eine Zwischenwelt hineinversetzt, in eine Welt zwischen Verzicht und Trauer und Hoffnung und Freude: „Und so viele Tage schon zähl’n wir unsre Toten, von den Liedern bleiben nur lauter schwarze Noten. Und so viele Nächte schon bleibt die Welt so leise, Tränen fielen auf das Land bei mancher letzten Reise. Doch heute streichen wir die Nacht bunt an, wecken alle Noten auf…“
Doch die melancholische Stimmung löste sich wieder auf, als alle Darsteller sich auf und vor der Bühne zu einem mitreißenden beschwingten Tanz zusammenfanden, der in nur zwei Tagen unter der Leitung von Lisa Bergmann einstudiert worden war.
Am Ende der Vorstellung wurden alle Mitglieder des Musiktheaters, die wegen des vollendeten oder bevorstehenden Abiturs zum letzten Mal dabei waren, geehrt, insbesondere Emil Albert und Anna Götz aus der Q11, die 7 Jahre lang dem Musiktheater mit Spiel und Gesang treu verbunden waren.
Text: Veronika Finkel
Foto: Maximilian Hertwig