7.55 Uhr: Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5a begrüßen ihre Deutschlehrerin Frau Kestler. Während ein Teil der Schüler dafür aufstehen muss, kann der andere Teil gemütlich zu Hause sitzen bleiben. Der Grund dafür: Auch am Gymnasium in Wiesentheid findet Wechselunterricht statt. D.h. die Hälfte der Klasse muss zu Hause bleiben, während die andere in die Schule kommen darf. Am Tag darauf wird gewechselt. 

Damit aber trotzdem wirklich alle Schüler, auch die, die sie sich aufgrund der Pandemie noch im Ausland befinden, am Unterricht teilnehmen können, wird dieser v.a. in den Hauptfächern gestreamt. Während des Unterrichts richten die Lehrkräfte die Kamera ihres Laptops auf sich und die Tafel und übertragen diesen live zu den Kindern nach Hause. Die Englischlehrerin Frau Burkard ist von dieser Methode überzeugt: „Wir kommen mit dem Stoff voran, der Kontakt zwischen den Schülern in der Schule und zuhause bleibt bestehen und es macht den Schülern ganz einfach Spaß gemeinsam zu arbeiten. Auch die Kinder zuhause werden durch die Lehrkraft in den Unterricht eingebezogen und können sowohl Fragen stellen als auch sich mit Unterrichtsbeiträgen beteiligen, fast wie im normalen Unterricht, nur mit der virtuellen Hand. Falls es nach dem Unterricht doch noch Unklarheiten gibt, können mich die Schüler auch nachmittags im Chat erreichen. Außerdem sehe ich die Online-Gruppe am nächsten Tag in der Schule, von daher können sonstige Fragen dann auch geklärt werden.“ Möglich macht diese Art zu Unterrichten der Glasfaserkabelanschluss der Schule. „Außerdem haben wir mit Herrn Freking einen sehr engagierten Systembetreuer, der sich um die nötige Technik kümmert und unermüdlich pflegt“, berichtet die Englischlehrerin weiter. 

In der Deutschstunde beschäftigen sich die Schüler mittlerweile mit den verschiedenen Wortarten. „Man muss seine Unterrichtsmethode auf jeden Fall ändern“, teilt die Deutschlehrerin Frau Kestler mit. „Aber im vergangenen Jahr mussten wir uns auf so viele Neuerungen einstellen, da heißt es einfach flexibel bleiben. Und das Wichtigste ist doch, dass die Schüler davon profitieren.“ Sie berichtet weiter: „Wir haben uns dazu entschieden, v.a. die Hauptfächer zu streamen. Wir wollen auf keinen Fall, dass die Kinder sechs Stunden vor dem Bildschirm verbringen. Ein gesundes Mittelmaß ist sicher wichtig. Es ist aber auch erstaunlich, wie selbstständig die Kinder geworden sind und welche Fortschritte sie im digitalen Bereich gemacht haben. Für sie ist ein Livestream mit der Schule selbstverständlich. Selbst mein vierjähriger Sohn fragt mich schon: „Mama, gehst du heute in die Schule oder hast du eine Videokonferenz?“ In einem Punkt sind sich die beiden Pädagoginnen aber einig: „Wir hoffen, dass wir so schnell wie möglich zum regulären Präsenzunterricht zurückkehren können. Der soziale Kontakt in der Schule ist durch nichts zu ersetzen – auch wenn Online-Videokonferenzen dabei helfen, den Kontakt untereinander halten zu können.“

Text: Isolde Kestler, Deutschlehrkraft der Klasse 5a