Vortrag über ein vergessenes Opfer der Euthanasie

Am Montag, den 11. März 2019 erlebten die Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe unseres Gymnasiums eine bewegende Spurensuche nach einem vergessenen Opfer des Euthanasieprogramms während der NS-Zeit. Im Rahmen eines fächerübergreifenden Projektvormittages zum Thema „Euthanasie im 3. Reich“ verfolgten sie gebannt und bewegt den Vortrag von Dagmar Waskiewicz. 

Die Gerolzhöferin hatte in ihrem Buch „Spurensuche“ die eigene Familiengeschichte ihrer Großtante akribisch recherchiert und schriftlich festgehalten. Else Ehekircher gehörte zu den insgesamt 10654 kranken und behinderten Menschen, die zwischen Januar und Dezember 1940 vom nationalsozialistischen Regime als „lebensunwertes Leben“ erachtet und in Grafeneck ermordet wurden. Der emotionale und zugleich sehr informative Vortrag vermittelte den anwesenden Oberstufenschülern nicht nur an einem sehr persönlichen Beispiel die Hintergründe und Abläufe des menschenverachtenden Euthanasieprogramms während der NS-Zeit. Zugleich wurden die Zuhörer auch für das damals wie heute so wichtige Thema der Inklusion von Menschen mit Behinderungen in unsere Gesellschaft sensibilisiert.

Gerade bei uns an der Schule, wo Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe des sozialwissenschaftlichen Zweiges mit Mitarbeitern der Mainfränkischen Werkstätten Kitzingen alljährlich eine gemeinsame Klassenfahrt unternehmen, stieß dieses Thema auf besonderes Interesse. Und so dankte der Organisator des Themenvormittages, Harald Godron, der Referentin abschließend aus zwei Gründen besonders herzlich. Zum einen dafür, dass sie mit der Aufarbeitung ihrer eigenen Familiengeschichte dafür gesorgt hat, dass ihre Großtante eben doch nicht in Vergessenheit geraten ist. Zum anderen bedankte er sich bei Dagmar Waskiewicz auch dafür, dass sie mit ihrem wichtigen Vortragsthema neue Impulse für den fächerübergreifenden Unterricht in Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Religion ermöglicht hat.

Bericht und Fotos: Harald Godron
Im Bild: Dagmar Waskiewicz während ihres Vortrags am Gymnasium Steigerwald-Landschulheim Wiesentheid