Berühmtes Theaterstück von Max Frisch in die Klimakrise versetzt
An zwei Abenden führte das Oberstufentheater unserer Schule das bekannte Stück „Biedermann und die Brandstifter, ein Lehrstück ohne Lehre“ von Max Frisch auf. Unter der Leitung von Evi Semle gelang eine Inszenierung, die dem Stück von 1958 neue Brisanz und Aktualität verleiht. Die Licht- und Tontechnikgruppe unter der Regie von Gerd Semle unterstützte die Dramaturgie wirkungsvoll.
Das Stück erzählt die Geschichte von Gottlieb Biedermann (Ethan Biel), der die Brandstifter (Philipp Sehne und Emily-Louisa Ort) in sein Haus lässt in der verzweifelten und zugleich unberechtigten Hoffnung, von ihnen verschont zu werden. Denn diese lassen von Anfang an erkennen, dass sie auch sein Haus anzünden werden. Mit der Taubheit Biedermanns gegenüber allen Warnungen seiner Frau Babette (Jiayu Liu) und des Chors entlarvt das Stück in seiner ursprünglichen Form aus der Nachkriegszeit eine Geisteshaltung, die dem Totalitären und dem Faschismus zum Erfolg verhilft.
Wie in der griechischen Tragödie hat der Chor auch bei Max Frisch die Aufgabe, die Ereignisse auf der Bühne zu kommentieren und sowohl die Akteure als auch das Publikum vor der sich anbahnenden Gefahr zu warnen. Der Chor aus neun Feuerwehrleuten, die sich zunächst im Publikum verteilt hatten, erschien später auf der Bühne mit den Protestplakaten „2°C Erderwärmung … ist Brandstiftung“ oder „Ganz dünnes Eis“. Eine besondere Pointe gelang ihnen, als sie sich auf der Bühne festklebten und von der Polizei weggetragen werden mussten.
Dem begeisterten Publikum wurde eindrücklich vor Augen geführt, dass die Taubheit Biedermanns gegenüber den Aussagen des Chores und der Brandstifter zu vergleichen ist mit der Taubheit der Mehrheitsgesellschaft gegenüber den Warnungen der Wissenschaft und verschiedener Protestbewegungen vor den Folgen des Klimawandels. Sowohl das eine wie auch das andere Verhalten führt unweigerlich in die Katastrophe. Allen Mitwirkenden unseres Oberstufentheaters ist durch ihr tolles Zusammenspiel ein äußerst unterhaltsamer aber auch nachdenklich stimmender Abend gelungen, den das zahlreich erschienene Publikum mit begeistertem Applaus belohnte.
Text: Ulrike Sandmeyer-Haus / Fotos: Gerd Semle
Bild 1: (von links) Jiayu Liu als Babette, Emily-Louisa Ort als Eisenring, Philipp Sehne als Schmitz und Ethan Biel als Gottlieb Biedermann beim Gansessen.
Bild 2: (von links) Die Tontechniker Mathias Karb und Julian Kirchner tragen ein protestierendes Chormitglied (Nele Bauer) von der Bühne.