Wieso kann man sich die Namen von Schauspielern oder anderen Promis ohne Aufwand merken, die neuen Lateinvokabeln aber trotz häufigem Wiederholen nicht? Wir Menschen lernen die ganze Zeit – sei es in der Schule, durch Hobbys oder in der Natur. Doch wie genau können wir uns Sachen merken? Und können sich unsere Erinnerungen auch noch nachträglich verändern?
Lernen bedeutet, dass man neues Wissen aufnimmt. Dabei gibt es zwei Arten von Wissen. Zum einen das Faktenwissen, dass man auswendig lernen kann, wie zum Beispiel Vokabeln. Zum anderen das Anwendungswissen, das beim Lösen von Matheaufgaben oder beim Schreiben von Aufsätzen benötigt wird. Beim Anwendungswissen kann das Gehirn meist auf bereits gelernte Inhalte zurückgreifen und so Informationen besser verknüpfen. Wie schnell eine Person sich etwas merken kann, ist ganz unterschiedlich und hängt mit persönlichen Merkmalen, Motivation und Intelligenz zusammen.
Wir nehmen ständig Dinge um uns war, wichtige sowie unwichtige. Die unwichtigen Dinge vergisst unser Gehirn bereits nach einer halben Sekunde. Die wichtigeren Sachen kommen in unser Kurzzeitgedächtnis und wir können uns für 20-40 Sekunden genau an sie erinnern. Das liegt daran, dass sich die Verbindungen zwischen unseren Nervenzellen für eine kurze Zeit verstärken. Doch passiert danach etwas Interessanteres, ist die Information meistens wieder aus unserem Gedächtnis gelöscht.
Doch die wichtigsten Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis werden im Langzeitgedächtnis gespeichert. Hierbei werden Verbindungen zwischen Nervenzellen ausgebaut oder es entstehen sogar neue. Ist eine Information einmal im Langzeitgedächtnis gespeichert, kann man sich meist das ganze Leben lang an sie erinnern. Manchmal können wir uns in bestimmten Situationen nicht mehr an Informationen erinnern, die eigentlich im Langzeitgedächtnis abgespeichert sind. Das liegt meistens an zu viel Stress, wie zum Beispiel bei Leistungsdruck.
Ältere Leute können schwerer neue Informationen aufnehmen als jüngere Leute. Das liegt daran, dass das Gehirn bereits mit 20 Jahren damit beginnt, mehr Nervenzellenverbindungen ab- statt aufzubauen.
Durch das Lernen können wir Informationen bewusst in unser Langzeitgedächtnis aufnehmen, zum Beispiel durch häufiges Wiederholen. Hierzu findet ihr im Artikel „Wie lernt man am besten?“ und „Lerntipps aus dem Lehrerkollegium“ viele nützliche Tipps.
Text: Helena Burger
Vielleicht kennt ihr folgende Situation: es ist nachmittags und ihr müsst noch Vokabeln für den nächsten Tag lernen, aber dann fangt ihr an, an etwas ganz anderes zu denken. Freizeit, Essen, Schlafen, Rausgehen… Das klingt doch alles super, oder nicht? Aber die Vokabeln müssen ja trotzdem noch gelernt werden. Deshalb haben wir euch ein paar allgemeine Lerntipps zusammengestellt, die ihr für alle Fächer nutzen könnt:
- Vorbereitung ist alles – Lege Materialien bereit, suche dir einen ruhigen Ort, an dem du ungestört arbeiten kannst
- Finde deine Motivation wie z.B. dein Berufswunsch, eine Belohnung oder das Glücksgefühl bei Gelingen
- Formuliere dir ein klares Ziel – Was willst du bis wann schaffen? Erstelle einen Lernplan, gehe lieber in kleineren Schritten vor, um motiviert zu bleiben
- Finde heraus, welcher Lerntyp du bist – manche Menschen lernen z.B., indem sie den Stoff immer wieder abschreiben, andere eher durch Zuhören oder Lernvideos
- Vermeide Ablenkungen – lege z.B. dein Handy nicht an deinen Lernort
- Probiere verschiedene Lernmethoden (siehe Tipps der Lehrkräfte) – nicht in jedem Fach oder bei jedem Thema müssen es die gleichen sein, Abwechslung tut gut.
- Lerne regelmäßig
- Vergiss die Pausen nicht – schnapp frische Luft, bewege dich kurz, iss etwas! Ohne Pausen kann es schnell zu einem Stressgefühl kommen und das Gehirn kann sich nichts mehr merken.
Text: Mathilda von Borany, Elena Kolb
Ein herzliches Dankeschön an Fr. Guman, Fr. Seiler, Hr. Godron, Hr. Borgnis, Hr. Michel und Fr. Brand für die allgemeinen und auch fächerspezifischen Tipps!
Schnell haben wir in unseren Interviews festgestellt, dass eines immer gilt:
Grundlagen sollte man wirklich oft wiederholen und festigen
– egal, in welchem Fach.
Für die Fremdsprachen ist es natürlich besonders wichtig, Vokabeln und Grammatik zu lernen. Dazu haben wir folgende Tipps gesammelt:
- möglichst viel auf der entsprechenden Fremdsprache reden/lesen/… (vielleicht bei Latein schwieriger J) und dabei auf die Aussprache achten
- sich regelmäßig Zeit für Vokabellernen einplanen (z.B. immer mal wieder Stammformentabellen durchgehen)
- Wenn du auf unbekannte Wörter in den Texten stößt, schreibe sie heraus. Dies stärkt nicht nur deinen Wortschatz, sondern auch dein Verständnis für den Kontext.
- Nutze Karteikarten oder dir sogar kleine Grammatikhefte, in denen du alles sofort nachschauen kannst.
- Interaktive Lernmittel wie Lateinlex nutzen
Gerade Mathe bereitet manchen Schülern in der Vorbereitung alleine zuhause Probleme, aber das muss mit Hr. Michels Mathe-Tipps (die aber für ganz viele andere Fächer genauso gelten) nicht mehr so sein:
- Im „laufenden Betrieb“ ist es sinnvoll folgendermaßen vorzugehen:
- Hausaufgaben gewissenhaft erledigen (alleine bearbeiten, Fragen überlegen, wenn unklar) und Fehler farbig markieren (aus denen kann man nämlich lernen)
- Verpasstes nachholen
- Begriffe wie Vokabeln lernen
- im Unterricht mitdenken, mitmachen und vor allem Fragen stellen
- Notizen am Rand und/oder mit Bleistift mit Informationen, die nur mündlich gegeben wurden, oder zu Stoff, der einem selbst nicht klar ist (z.B. der Hinweis Punkt vor Strich oder binomische Formel). Diese Notizen kann man dann beim Lernen nutzen, um sich an Inhalte zu erinnern
- digitale Lernapps/Internetseiten nutzen: GeoGebra, Mathegym, Leifiphysik.de
- Vor Leistungsnachweisen
- Hausaufgaben und Aufgaben aus dem Unterricht nochmal machen und mit der Lösung vergleichen (insbesondere Art des Aufschreibens, Konventionen)
- Zeichnen und Handwerkliches mehrmals üben (z.B. Konstruktionen oder Graphen)
- Wiederholungsstunde (falls angeboten) für Fragen nutzen beziehungsweise im laufenden Unterricht fragen
- Beispielaufgaben und Aufgaben mit Lösungen im Buch nutzen (Vorsicht vor anderer Aufschriebsart)
- den Grundwissenskatalog nutzen
- Während des Leistungsnachweises
- Aufgaben erst ganz lesen
- Skizzen machen
- Zwischenschritte aufschreiben
- Ansätze aufschreiben
- lieber ein Satz mehr mit einer Überlegung
- Operatoren beachten (Gib an, Begründe, Berechne, Ermittle, …)
- nicht zu lange an einer Aufgabe aufhalten (Markierung auf Angabe setzen und am Ende nochmal versuchen)
- Nach Leistungsnachweisen
- Fehler, Kommentare und Korrektur ernst nehmen und versuchen die Aufgaben so zu verstehen, dass man sie ohne Fehler lösen kann
- Fragen zum Leistungsnachweis stellen
- Fehler aus dem Grundwissen ernst nehmen und die Inhalte wiederholen
Und das Wichtigste:
Lasst Euch nicht einreden, dass Mathe oder Physik (zu) schwer ist. Ihr könnt immer Euer Bestes geben.
Das gilt übrigens genauso für das Fach Deutsch, in dem man häufig hört, dass man dafür eben einfach Talent haben muss. Vielleicht wird nicht jeder im Leben der nächste Goethe – das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass man gar nicht schreiben kann. Und vor allem heißt es nicht, dass man für Deutsch nicht lernen kann.
Bestimmt lernt man in diesem Fach weniger „auswendig“ als in anderen Fächern, dafür kann man aber super üben. Im besten Fall bei etwas, das Spaß macht. Wie soll das gehen? Indem man viel liest und sich auch in seiner Freizeit mit Texten auseinandersetzt. Das müssen keine klassischen Dramen oder realistische Novellen sein, sondern einfach Texte mit Inhalten, die euch interessieren: Berichte über Sportereignisse, Fantasyromane, Nachrichten, Sachbücher oder die Lyrics eurer Lieblingslieder … Der Schlüssel ist, sich mit Sprache und ihrer Struktur auseinanderzusetzen und über das Gelesene nachzudenken. Natürlich hilft es auch, die Methoden der Texterschließung aus dem Unterricht zuhause immer wieder zu üben, oder in anderen Schulfächern anzuwenden.
Interviews und Texte: Sofia Schneider, Helena Burger, Mathilda von Borany, Elena Kolb, Jaqueline Krämer
Frau Meyer war im November für 2 Wochen bei uns am LSH zu Besuch. Sie ist Lehrerin in Ungarn und unterrichtet dort Deutsch und Erdkunde. Wir durften sie interviewen und haben viel über das Schulsystem in Ungarn erfahren.
Gibt es in Ungarn dasselbe Notensystem wie in Deutschland?
Nein, in Ungarn gibt es nur fünf Noten anstatt sechs. Dabei ist eine Fünf die beste Note und eine Eins die schlechteste. Außerdem gibt es in Ungarn mehr Noten auf den Fleiß und das Verhalten von Schülerinnen und Schülern.
Mit welchem Alter wird man in Ungarn eingeschult und wie lange dauert die Grundschulzeit?
In Ungarn wird man genauso wie in Deutschland mit sechs oder sieben Jahren eingeschult. In Deutschland ist die Grundschulzeit ja vom Staat festgelegt, das sind meistens 4 Schuljahre, in Berlin und Brandenburg 6 Jahre. In Ungarn kann man selbst entscheiden, wann man in die weiterführende Schule gehen möchte. Man kann die Grundschule in der vierten-, sechsten-, oder spätestens in der achten Klasse verlassen. Um auf eine weiterführende Schule zu kommen, muss man allerdings eine Aufnahmeprüfung bestehen. In der Aufnahmeprüfung wird eher die Intelligenz der Schülerinnen und Schüler getestet – weniger der gelernte Schulstoff. Je „besser“ die Schule ist, desto schwerer ist ihre Aufnahmeprüfung.
Wie lange geht in Ungarn die Schulpflicht und wann schreibt man Abitur?
Die Schulpflicht in Ungarn geht bis zum 16. Lebensjahr. Das Abitur wird in der 12. oder 13. Klasse geschrieben.
Was würden Sie gerne am Schulsystem in Ungarn ändern?
Ich wünsche mir mehr Fokus auf Fremdsprachen, vor allem auf Deutsch. Man kann zwischen Deutsch und Englisch wählen und da nehmen natürlich die meisten Schülerinnen und Schüler Englisch, da sie es einfacher finden. Daher können nicht sehr viele Menschen in Ungarn Deutsch sprechen. Ich versuche den Kindern dann immer zu erklären, was sie alles mit der Sprache machen können.
Warum wird überhaupt Deutsch in Ungarn gelernt?
Das liegt natürlich an der Lage des Landes. Die Arbeitsmöglichkeiten, gerade in den Grenzregionen sind oft besser als in Ungarn selbst. Das betrifft ganz viele verschiedene Berufe, wie z.B. in der Gastronomie oder auch die Option, im Ausland zu studieren.
Helena Burger & Sofia Schneider