Die Nacht der Lieblingsbücher

Vorlesewettbewerb in der Klasse 6c als Literaturprojekt

Wann übernachtet man schon einmal in der Turnhalle seiner Schule? 18 Schülerinnen und Schüler der Klasse 6c unseres Gymnasiums hatten dieses Vergnügen und erlebten vom 29. auf den 30. November die wohl aufregendsten Stunden in ihrer Sporthalle. Diese hatte Harald Godron, ihr Deutschlehrer, zusammen mit Katie Winckler, der amerikanischen Assistentin, für das Unterrichtsprojekt „Die Nacht der Lieblingsbücher“ deutlich umgestaltet. Ein Volleyballnetz, dekoriert mit Lichterkette und Zeichnungen der Jugendlichen, trennte zwei Hallenbereiche voneinander ab. Im vorderen Teil waren festlich gedeckte Tische, an denen gemeinsam gegessen wurde. Der hintere Teil vor der großen Bühne war mit Weichbodenmatten in ein bequemes Nachlager verwandelt worden. Gemütlich eingekuschelt in ihre Schlafsäckle und Decken konnten die Kinder hier den Buchvorstellungen lauschen. Im Rahmen des bundesweiten Vorlesewettbewerbs der 6. Jahrgangsstufen hatten alle Schülerinnen und Schüler ihr Lieblingsbuch mitgebracht, aus dem sie zunächst in Gruppen eingeteilt vorlasen. Gemeinsam wurde dann darüber abgestimmt, wer sich hierbei als der oder die beste Vorleser*in erwiesen hatte. Für Abwechslung und Bewegung zwischen den Leseblöcken sorgte ein kreativer Sportwettkampf, bei dem neben Schnelligkeit und Geschick auch Teamgeist gefragt waren. Zum Ausklang des Abends führte dann noch eine Fackelwanderung durch den nur vom Feuerschein erhellten Schlosspark. Kein Wunder also, dass die meisten Kinder schließlich bei dem Lieblingsbuch ihres Deutschlehrers, aus dem er bis Mitternacht vorlas, entspannt und zufrieden wegschlummerten.

Nach einer kurzen Nacht und einem gemeinsamen Frühstück steuerte dann der Wettbewerb auf das Klassenfinale zu. Hierbei bewiesen schließlich Kathy Kaiser und Lukas Götz das größte Talent, nicht nur flüssig, sondern auch lebendig und anschaulich aus ihrem Buch vorzulesen. Sie dürfen nun im Schulfinale gegen die anderen Besten der Parallelklassen antreten.

Als dann die Eltern am Samstagmittag ihre müden Kinder wieder abholten, waren sich aber alle Jugendlichen und die beiden verantwortlichen Lehrkräfte darin einig: ein solches Literaturprojekt ist ein unvergessliches Erlebnis in der Schulzeit. Es hat nicht nur sehr viel Spaß bereitet und die Klassengemeinschaft gestärkt, sondern auch auf lebendige und nachhaltige Weise zur Leseförderung beigetragen. Und wenn die Jugendlichen in Zukunft wieder schweißtreibenden Sportunterricht in ihrer Turnhalle haben, werden sie bestimmt mit großer Freude an diese „Nacht der Lieblingsbücher“ zurückdenken.

Text: Harald Godron

Bilder: Harald Godron