Mit einem ebenso spannenden wie beeindruckenden Vortrag gab der ehemalige LSH-Schüler Jörg Hinney, heute einer von 6 Lehrern in der JVA Ebrach, am 4. Dezember den Schülerinnen und Schülern der beiden Ethikkurse der Q12 einen vertieften Einblick in den bayerischen Jugendstrafvollzug.
Herr Hinney, der im Rahmen des Projekts „PiDS – Praxis in der Schule“ als Experte nach Wiesentheid gekommen war, um das Lehrplanthema „Schuld und Strafe“ mit einem Erfahrungsbericht aus dem Gefängnis zu veranschaulichen, begann seine Präsentation zunächst mit allgemeinen Ausführungen zur Jugendkriminalität und deren Ursachen.
So erfuhren unsere Abiturienten, dass viele Jugendliche nicht nur wegen Defiziten in der Sozialisation oder kultureller Entwurzelung straffällig werden, sondern auch wegen ihrer mangelnden schulischen Qualifikation, weshalb es den vier bayerischen Jugendvollzugsanstalten (Laufen-Lebenau, Neuburg-Herrenwörth, Aichach und Ebrach) ein ganz besonderes Anliegen ist, den Jugendlichen mit einem Schulabschluss und einer beruflichen Qualifikation eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen.
Wie dies konkret in Ebrach praktiziert wird, darüber gab Herr Hinney bereitwillig Auskunft. Und so blieb keine Frage der Schüler unbeantwortet: Welche Straftaten haben die rund 270 Jugendlichen begangen? Wie sieht der Tagesablauf eines Gefangenen aus? Welche Arbeitsmaßnahmen und Resozialisierungsprogramme bietet die JVA an? Wie muss man sich den Schulunterricht in einem Gefängnis vorstellen? Wie viele Gefangene werden trotz aller Förderprogramme wieder rückfällig?
Mit großem Interesse verfolgten die Ethikschüler die zahlreichen Bilder aus der JVA, betrachteten verschiedene Zellen, Sportstätten und Werkstätten, in denen die jungen Männer verschiedene Berufe wie z.B. Gärtner, Schreiner oder Schlosser erlernen können.
Bei diesen vielfältigen Themen wurde den Schülern deutlich bewusst, dass die JVA Ebrach mit ihren umfangreichen Therapie-, Sport- und Bildungsangeboten, zu denen z.B. Theaterworkshops und Autorenlesungen gehören, in wirklich vorbildlicher Weise alles tut, um jugendlichen Straftätern eine zweite Chance zu verschaffen.
Am Ende des Vortrags waren alle Anwesenden zutiefst beeindruckt von dem Vortrag des Referenten, der seinen Beruf mit großem persönlichen Einsatz und Empathie ausübt.
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Hinney für zwei äußerst bereichernde Stunden!

Text und Foto: Veronika Finkel
(Bild: Jörg Hinney mit einigen Ethikschülern der Q12)